Züchter-Interview der Collie Revue :
 
 
Anlässlich 20 Jahre Collies vom Hause Reinhard (Collie Revue März 1993 - Ausgabe 63)
 
20 Jahre sind eine lange Zeit, trotzdem sind viele Leute 20 Jahre und länger ihrem Hobby treu geblieben.
Doch wann kann man von einem Züchter sagen, daß er die Entwicklung einer Rasse in seinem Lande mit geprägt hat ?
Die Reinhards gehören zu den wenigen. In 20 Jahren züchteten sie eine stattliche Anzahl an Champions, deren Siegertitel im In- und Ausland kaum zu zählen sind. Es sind meines Wissens nach die einzigen Züchter die 3 Weltsieger im Zwinger haben, noch dazu aus einer Generationenfolge. Doch die Ausstellungserfolge sind es nicht, die den Einfluß dieser Collies ausmachen, vielmehr sind es die Zuchttiere, auf denen viele der erfolgreichsten deutschen Colliezüchter (lt. CR-Auswertung) aufgebaut haben und die Deckrüden, die aufgrund ihrer erfolgreichen Nachzucht in den Auswertungen seit Jahren Spitzenplätze einnehmen. Wir gratulieren Waltraut und Klaus Reinhard recht herzlich zu ihrem 20-jährigem Jubiläum und wünschen auch weiterhin viel Erfolg und Freude an den Collies.
Wir freuen uns ganz besonders, sie zu den ersten Abonnenten der Collie-Revue zählen zu dürfen. Damals waren sie noch Anfänger und haben, so hoffen wir, durch die Beiträge alterfahrener Züchter in der Collie Revue so manches lernen können. Heute beantworten sie uns Fragen und geben ihrerseits dem Neuling so manch fruchtbaren Denkanstoß.
                                                                         Eva Maria Krämer
Laut Collie Revue Auswertung sind Sie die erfolgreichsten Züchter der Jahre 1985, 1986, 1987 1990 und 1991.
Sie züchteten Ihren ersten Champion 1976 !
Was ist das Geheimnis so vieler Jahre durchgehend erfolgreicher Colliezucht?

Kurz ausgedrückt : Unser Geheimnis ist Konsequenz und niemals überschätzen der eigene Hunde.

Was verstehen Sie unter Konsequenz ?

Wir haben niemals mit Hunden gelebt, die wir nicht gerne um uns gehabt hätten als Gefährten und niemals mit Hunden gezüchtet, von denen wir nicht glaubten, daß sie unsere Zucht einen Schritt weiter brächten. Wir züchten nur, wenn eine Verbindung so interessant ist, daß wir für unser weiteres Zuchtprogramm einen Welpen aufziehen möchten.
Dabei ist es schon häufig vorgekommen, daß wir Hündinnen nicht decken ließen, weil wir keinen entsprechenden Partner wußten. Bei uns wurden angekörte zum Teil hochprämierte Rüden uralt, ohne von uns zur Zucht eingesetzt zu werden. Wir haben nie einen Hund zur Zucht benutzt, nur weil er uns gehörte ! - Wir haben uns immer bemüht, möglichst viele Vorfahren unserer gekauften Zuchttiere und deren engste Verwandtschaft persönlich kennenzulernen,
da die Zucht auf Namen in der Ahnentafel nichts bringt. Man muß den Typ, die Vorzüge und Nachteile kennen, um überhaupt mit der Erbmasse arbeiten zu können. Insbesondere haben wir Erbkrankheiten, Fortpflanzungsverhalten und umgängliches, freundliches, ausgeglichenes Wesen immer vorrangig bedacht. So haben wir z.B. unsere Hunde, einschließlich der Alten (Chancellorville Aquitane mit 9 Jahren HD 0) auf HD geröntgt, als es noch keine Pflicht war. Schon Ende der 70er Jahre haben wir alle Hunde durch einen amerikanischen Augenspezialisten auf CEA und PRA untersuchen lassen. Dadurch konnten wir unsere Zucht davor bewahren, einen hoffnungsvollen englischen Jungrüden, der schwere CEA hatte, einzusetzen.
Es ist auch vorgekommen, daß wir uns von Hunden getrennt haben, die unseren Vorstellungen in Typ und Charakter nicht entsprachen, obwohl sie erfolgreiche Ausstellungshunde waren oder Importe, die andere Züchter weiterbrachten.

Wie muß eine Collie sein, um ihren Vorstellungen zu entsprechen ?

Zum Glück fanden wir beide von Anfang an den gleichen Collietyp schön, so daß wir immer wußten, was wir eigentlich wollten und dies konsequent verfolgten. Dabei haben uns Ausstellungserfolge nie beeindruckt oder beeinflußt. Das wichtigste ist eine harmonische Gesamterscheinung mit leichtem, fließendem Gangwerk und ein ganz bestimmter, weicher Gesichtsausdruck. Ein solcher Hund darf auch kleine Fehler haben, wenn sie den Gesamteindruck nicht stören.
Obwohl wir viele Hunde haben, leben wir mit jedem einzelnen Hund. Mit unseren drei Kindern und Geschäftshaushalt mit Publikumsverkehr ist das Wesen vorrangig. Wir können und wollen nur Hunde halten, die ein intaktes Sozialverhalten besitzen, sowohl Hunden als auch Menschen gegenüber. Sie müssen ein angeborenes, ausgeglichenes Wesen besitzen, denn wir halten nichts von ausgeklügelten Sozialisierungsprogrammen. Wir haben die Erfahrung hinter uns, das gutes Wesen angeboren sein muß und daß sich Wesensfehler, insbesondere Scheuheit, über Generationen durchschlagend vererben.
Wir haben eine erfolgreiche Zuchtbasis u.a. aus dieser Erkenntnis heraus vor 10 Jahren aufgegeben. Man darf sich nichts vormachen, ein Hund mit angeborenem guten Wesen mag sich anfänglich vor ungewohnten Situationen erschrecken, er überwindet aber seine Scheu sehr rasch und verhält sich nach kurzer Zeit vollkommen unbefangen.
Wenn man seine Welpen genau beobachtet, kann man die Unterschiede sehr gut erkennen und entsprechend auslesen.

Wie stehen Sie zur Inzucht bzw. Linienzucht ?

Für uns ist nicht der Verwandtschaftsgrad vorrangig, sondern die Zucht auf einen bestimmten Collietyp, unabhängig von der Verwandtschaft. Dabei ist die Abstammung nur insoweit wichtig, daß wir überprüfen, ob Ahnen dabei sind, die wir keinesfalls in unser Zuchtprogramm einführen möchten. Namen haben für uns keinerlei Bedeutung, wenn wir die Hunde dieses Namens nicht persönlich kennen. Es ergibt sich, daß wir innerhalb unserer Zucht eine gewisse Verwandtschaftszucht betreiben. Aber ehe wir uns zu einer Inzuchtpaarung entschließen, vergehen viele Stunden des abwägens und diskutierens. Es erstaunt uns oft, wie unbekümmert Züchter auf bloße Namen hin Inzucht betreiben, ohne die Tiere je gesehen zu haben. Noch schlimmer ist es, eine Linie zu verfolgen, nur weil die Hunde den gleichen Zwingernamen tragen. Ein Zwingername besagt gar nichts über die Erbmasse der Tiere und ob sie züchterisch zusammenpassen.
Man kann auch keinen Typ kopieren, nur weil man Hunde mit einem bestimmten Zwingernamen untereinander paart.
Es gehören einfach die Erfahrung und das Wissen um die einzelnen Tiere und ihrer Vorfahren dazu, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Jeder Züchter hat vor seinem inneren Auge seine Idealvorstellung, die nicht übernommen werden kann. Die Partnerwahl und die Auslese der Welpen wird unabhängig von der Qualität jeder anders treffen- und schon sieht die nächste Generation ganz anders aus. Der Name alleine macht es nicht !

Wann immer ich auf Auslandsreisen mit Collieleuten zusammentreffe, werde ich auf „Cookie vom Hause Reinhard“ angesprochen. Dieser Hund ist offenbar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Wie erklären Sie sich das und welche Bedeutung hat er für Sie und Ihre Zucht ?

Ja es stimmt, im Zusammenhang mit unserem Namen werden wir immer sofort auf Cookie angesprochen. Wir wundern uns oft, daß sogar englische Züchter, die mit der deutschen Szene relativ wenig vertraut sind, so begeistert von Cookie sind. Offenbar hat er auf seinen vielen Ausstellungen im In- und Ausland einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wir sind stolz darauf, daß er von anderen Züchtern in einem Atemzug mit den bedeutendsten Vererbern der Rasse genannt wird. „Cookie“ war für uns von Geburt an ein ganz besonderer Hund. Als wir damals Jamie kauften, freuten wir uns am meisten auf den letzten Wurf unserer Lansingh´s Power Pretty Girl, die unserem Idealtyp schon sehr nahe kam. Es waren 5 Welpen - vier Rüden und eine Hündin. Die Hündin Carry blieb als letzte Tochter von Pretty auf jeden Fall bei uns und wurde mehrfacher Champion und Stammutter einer unserer bedeutendsten Zuchthündinnen, Romina vom Hause Reinhard. Die vier Rüdenwelpen waren alle hübsch, aber einer stach heraus. Er war zwar der kleinste im Wurf, aber so pfiffig und charmant, daß wir uns nicht von ihm trennen konnten. Bruder Cheyenne ging in die Schweiz und wurde dort ein gefragter Deckrüde, Corner blieb bei uns und wurde Internationaler Champion. Der 4-te Rüde ging in Privathände, aber wir haben oft überlegt, ob wir nicht auf ihn  zurückgreifen sollten, weil er ebenso schön wie die anderen wurde. Cookie war während seiner ganzen Junghundentwicklung immer harmonisch und verkörperte genau den Typ, den wir uns erhofft hatten. Wir haben noch nie so oft einen Hund gemessen ! Heute würde niemand mehr auf die Idee kommen, ihn als zu klein zu bezeichnen - wir glauben, er würde eher zu den Großen zählen. Unsere Bedenken waren, angesichts seiner Ausstellungserfolge, unbegründet, obwohl wir ihn uns gerne ein paar cm größer gewünscht hätten. Seine Söhne waren durchweg größer als er, und er vererbte kräftige Knochen. Vor allen Dingen aber vererbte er durchschlagend den Kopftyp und Ausdruck, den wir so lieben. Es war für uns ein schwerer Schlag, daß er nach so kurzer Zuchtrüdenlaufbahn steril wurde. Glücklicherweise hatten wir ihn schon sinnvoll genutzt und eine Inzuchtpaarung gewagt, die sich für unsere Zucht als richtige und wichtige Entscheidung bestätigte. Cookie ist unseres Wissens nach der erfolgreichste Rüde aus deutscher Zucht, er hat auch Geschichte gemacht, weil er Vater zweier Weltsiegerinnen und Großvater einer Weltsiegerin wurde, und der Einfluß seiner Kinder und Kindeskinder auf unsere und die gesamte deutsche Zucht dürfte nicht zu überschätzen sein. All unsere erfolgreichen Collies gehen unmittelbar auf Cookie zurück. So leben bei uns zur Zeit : Weltsieger 1985, Bundessieger, Int., Dt.VDH-Ch., Winner Cookie vom Hause Reinhard und seine Schwester Int.Ch., Schw.Ch. Carry vom Hause Reinhard, deren Kinder Int.Ch., Dt., VDH-Ch., Bundessieger Ostwind vom Hause Reinhard und Romina vom Hause Reinhard (kaum ausgestellt und BOB im Alter von 8 Jahren), seine Tochter Weltsiegerin 1986 Hortensie von den Goten und die Enkel Weltsiegerin 1991 Jet-Black vom Hause Reinhard, Int- Dt.VDH-Ch., Schw.Ch. Judy vom Hause Reinhard, Int.Dt.VDH-Ch. Over The Top vom Hause Reinhard, Schw.Ch. Wilson vom Hause Reinhard, Österr. Bundessiegerin O`Carol vom Hause Reinhard. Cookie wird im Mai 12 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Er ist für uns ein liebenswerter, freundlicher, sehr umgänglicher Gefährte, der uns nie enttäuscht hat. Seine Urenkelin Fancy vom Hause Reinhard ist sein Ebenbild. Mit ihr haben wir unser angestrebtes Zuchtziel erreicht. Ohne Cookie wäre dies nicht möglich gewesen.

Sie haben auch kurze, aber erfolgreiche Ausflüge in andere Rassen unternommen. Bei den Shelties tragen sogar einige Champions Ihren Zwingernamen. Warum haben Sie die Zucht nicht weiterverfolgt ?

Unser Hauptinteresse lag natürlich stets bei den Collies. Wir hatten aber auch ganz konkrete Vorstellungen von „unserem Sheltietyp“. Trotz intensiver Bemühungen, u.a. auch in England, ist es uns nicht gelungen, für unsere Hündinnen die passenden Zuchtpartner zu finden. Klaus hatte schon immer Spaß an Corgis. Unser 1. Wurf brachte uns zwei Bundessieger und eine Championhündin. Doch wir haben uns das Kupieren der Ruten, obwohl es fachmännisch vorgenommen wurde und es keine Komplikationen gab, nicht so schrecklich vorgestellt. Einen Pembroke mit Rute können wir uns allerdings auch nicht vorstellen. Deshalb war es vielleicht unser einzigster Wurf.


 
Zum Seitenanfang
Zurück zur Homepage
Zurück
Weiter